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Julio Ludemir

29. Teilstück des Ersten Ästhetischen Marathons von Rio de Janeiro (Konzept): 0.268 Kilometer in 7:11 Minuten – absolviert am Samstag, 16. April 2016 in den Quartieren Babilonia und Leme (Karte mit allen Teilstücken). Der Schriftsteller Julio Ludemir (*1960) lebt in Rio de Janeiro (mehr zu ihm).

Statement

Warum hast Du dieses Teilstück ausgesucht, um Rio de Janeiro beim Ersten Aesthetic Marathon der Stadt zu repräsentieren?

Zunächst einmal, weil ich hier lebe. Ich lebe ein Stück weiter von dem Ort, an dem wir unseren Marathon gestartet sind. Das ist mein Platz. Es ist der Platz, von dem ich zur Stadt spreche und an dem die Stadt zu mir spricht. Aber es gibt einen zweiten und fundamentalen Grund, warum ich diesen Abschnitt gegangen bin, denn wir sind gerade durch eine Art magische Tür gegangen, eine Tür wie die bei Harry Potter, die offenbart, wie Rio de Janeiro wirklich ist. Wir zum Beispiel, wir befinden uns in diesem Moment in einem der reichsten Viertel der Stadt, wo der Quadratmeter am teuersten ist, vielleicht der teuerste des Landes. Wir befinden uns in einer Gegend, die einen Strand hat, Tourismus, eine gut situierte Mittelklasse. Doch etwas mehr als 100 Meter von hier, in einem Abstand von 10 Schritten, hast du zwei Städte, mehr als zwei Städte. Es sind zwei Völker: ein Volk auf der anderen Seite, mehrheitlich dunkelhäutig, und ein Volk auf dieser Seite, ganz hellhäutig. Das Volk auf der anderen Seite ist arm und das Volk auf dieser Seite reich und wohlhabend.

Es ist bezeichnend, wie die beiden Seiten der Stadt miteinander in Verbindung stehen. Die Seite hier ist absolut gleichgültig dem gegenüber, was auf der anderen stattfindet. Das kann sehr leicht beobachtet werden. Es handelt sich nicht um eine Peripherie wie die Peripherie der Welt, die weit weg ist. Es ist die Peripherie direkt an der Strassenkreuzung. Das ist die Reproduktion dessen, was das Verhältnis von Herrenhaus und Sklavenhütte in Brasilien angeht. Das Herrenhaus und die Sklavenhütte stehen sich sehr nah, haben eine enge Beziehung. Das ist, historisch gesehen, in den Dienstleistungen reproduziert worden, immer günstige Dienstleistungen zwischen der Unterschicht und der Oberschicht. Und die gesamte sklavische Vergangenheit besteht noch immer, findet sich hier in unserem Alltag, und all das, wofür sich die weisse Bevölkerung der Mittelklasse hinter der magischen Tür interessiert, sind preiswerte und schnelle Dienstleistungen, um die man nicht bitten muss. Man sagt nur: ich will das! Die überlegene weisse Mittelklasse kennt das Wort nicht. Das Wort bitte. Entschuldigung. All das, was die Favela, das Überbleibsel der Sklavenhütte, produziert, entsteht aus absoluter Pflicht. Es steht auf ihrem existenziellen Plan, dass sie das tun müssen. Aus diesem Grund wollte ich die magische Tür zeigen. Weil sie Aufschluss gibt über das, was Rio de Janeiro auszeichnet.

Rio geniessen

Dein liebster Kunstort in Rio?
Babilônia.

Dein Lieblingsgeschäft in Rio?
Ich habe keins.

Dein Lieblingsrestaurant in Rio – und was sollte man dort bestellen?
Gaia, Rua Gustavo Sampaio, Leme.

First Publication: 28-5-2016

Modifications: 19-6-2016, 24-7-2016